23 Stunden

Einschluss

Die ehmalige Justizvollzugsanstalt liegt im Herzen Nordrhein-Westfalens. Das alte Ziegelgebäude wurde 1889 als Kreuzbau errichtet. Es gibt vier bzw. fünf Gefängnisblöcke. Im E-Block, der auch als Haupteingang dient, waren vor allem Untersuchungshäftlinge untergebracht. Es gibt aber auch die Anwaltsräume, Besuchsräume und Büros. Ein unterirdischer Tunnel verbindet den Block mit dem eigentlichen Haupthaus. Dieses besteht aus den Blöcken A,B,C sowie der Kammer und der Aufnahmeabteilung im Untergeschoss. Darüber liegt der berüchtigte Bunker: Eine Einzelzelle ausgestattet mit einer Matte, auf der der schwer verhaltensauffällige Häftling auf dem Boden liegend an Händen und Füssen fixiert wurde. Überwacht wurde er 24Std. über eine Kamera. Nachts wurde die Zelle mittels  Infrarotlicht beleuchtet. Weiterhin hatte die sogenannte B-Zelle eine Edelstahl-Stehtoilette, wie sie in Frankreich üblich  ist. Im Obergeschoss findet man die Kirche incl. Beichtstuhl und Empore, welche die Orgel beherbergt.  In der Mitte des kreuzartigen Baus befindet sich die so genannte Zentrale. Von hier aus sind alle Zellenblöcke erreichbar. Einige bekannte Kriminelle waren hier untergebracht u.A.  Dieter Degowski, Hans Jürgen Rössner (als Gladbecker Geiselgangster bekannt), Metin Kaplan (der Kalif von Köln). Auch Andreas Bader (RAF) saß hier vorübergehend im Gefängniskrankenhaus ein. Wegen Baufälligkeit und Umzug in die neu errichtete JVA steht das Gefängnis nun leer und wird wohl recht bald Wohnhäusern weichen müssen. Wir haben uns mit einem ehemaligen Insassen unterhalten. Seine Eindrücke und seine Geschichte zu seiner Inhaftierung könnt Ihr am Ende der Seite nach den Bildern lesen.


AUSSENANSICHTEN

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EINGANG

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BLOCK E

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AUFNAHMEABTEILUNG & KAMMER

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BLOCK A & ZENTRALE

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BLOCK B & DUSCHEN

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BLOCK C

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WESTFLÜGEL MIT "B"eruhigungsZELLEN & KIRCHE

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DIE BESTEN SPRÜCHE & MALEREIEN EHEMALIGER INSASSEN

Knast ist wie U-Bahnfahren. Leute steigen ein und aus und Du fährst immer weiter....

Jeder Mensch ist klug. Der eine vorher, der andere  nachher.

Ich bin ein Star. Holt mich hier raus !!!

Wer klaut, der fliegt raus !!!

Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat.

Ich bin nix, Ich kann nix, gebt mir ein grünes Hemd.

Gitter zerteilen jeden Blick.

Tatsache ist, daß du gesiebte Luft atmen wirst, wenn du dich zu lange in dicker Luft aufhältst.


Zum Schluss unser absoluter Lieblingsspruch:

Alles wird gut, auch wenn man nichts dafür tut.

Da glaub ich fest dran. Heut ist schon besser als gestern,

doch es fängt einfach nicht an so zu werden wie ich will.

Ich mach den Kopf zu und chill.

PEACE


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Der Jugendknast

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Erlebnisse eines ehemaligen Gefangenen

Es ist früh am Morgen, da bollert es an Udos Tür. Er öffnet und erblickt zwei Beamte in Zivil, die Ihm neben ihren Ausweisen direkt einem Haftbefehl unter die Nase halten. Handschellen klickten und er wird abgeführt, direkt aufs Präsidium. Dort wird ihm erst einmal alles abgenommen, was er bei sich trägt: Uhr, Brille, Schlüssel und Handy. Derweilen wird auch seine Wohnung durchsucht und eine nicht unerhebliche Menge an Cannabis, und diverses Zubehör gefunden, was ohne Zweifel auf den Tatbestand des Handels mit unerlaubten Betäubungsmitteln hindeutet. In Polizeigewahrsam verliert Udo jegliches Zeitgefühl. Man verhört Ihn. Sein Anwalt kann nicht erreicht werden, wobei man ihm sagt, er benötige sowieso keinen, da er bald schon wieder zu Hause sein könne, wenn er kooperieren würde. Drei Beamte sind beim Verhör dabei. Der eine macht auf guten Kumpel und Freund, der andere scheint ein beinharter Knochen zu sein, der ihn immer wieder unter Druck setzt. Der dritte sitzt nur dabei und hörte zu, sagt aber nichts. Nach mehreren Stunden ist Udo so eingelullt, daß er in der Hoffnung Heim gehen zu können alles zugibt, was ihm zur Last gelegt wird. Nach Hause darf er trotzdem nicht und ihm ist plötzlich klar, daß er sich durch seine Aussage nur selbst belastet hatte und nicht nur das, er hatte zudem noch seinen Freund und Handelspartner verraten. Hätte er nur nichts erzählt, doch nun war es zu spät. Am nächsten Vormittag wird Udo dem Haftrichter vorgeführt. Dieser eröffnet einen Haftbefehl und weist ihn in die U-Haft ein. Nun wird ihm endgültig klar, wie dumm er doch war. Ein Gefangenentransporter bringt ihn gemeinsam mit anderen Gefangenen in die Haftanstalt, wo man gemeinsam in der Wartezelle Platz nimmt.  Dann wird Udos Name aufgerufen und er wird in die "Kammer" geführt. Dort muß er sich entkleiden. Man durchsucht ihn intensiv auf unerlaubte Gegenstände. Auch seine privaten Sachen werden mal wieder genaustens unter die Lupe genommen. Er darf sich wieder ankleiden. Dann bekommt Udo eine Decke, Kissen, Bettzeug und Geschirr und wird durch einen unterirdischen Tunnel geführt und in eine Zelle im E-Block gebracht. Die Zellentür fällt laut hinter ihm ins Schloss.  Tausend Dinge gehen Ihm durch den Kopf. Gedanken, die nicht aufhören wollen seine Situation zu begreifen.  Hätte er blos nichts zu den Anschuldigungen gesagt. Er kam sich mies und elend vor. Was hatte er nur getan? Er war ein normales Mitglied der Gesellschaft, hatte nach seiner Ausbildung eine feste Arbeit und wurde von allen stets geschätzt. Sein Chef bescheinigte ihm immer wieder Fleiß, Ehrlichkeit, Loylität und Anstand. Abends wenn er nach Hause kam saß er oft mit Freunden zusammen rauchte Gras und man zockte an der Spielekonsole. Irgendwie war er nun da rein geraten. Er hatte gute Kontakte zu Leuten, die immer gutes Gras hatten. Und so hatte es sich nunmal ergeben, dass er seinen Freundeskreis direkt mit versorgte. Natürlich wurde damit sein Freundeskreis immer größer. Aber nun war es einfach zu spät. In seiner Hilflosigkeit, was nun auf ihn zukommen würde, wendet er sich bei der Essensausgabe an den begleitenden Beamten. Der aber gibt ihm nur eine lapidare Antwort. Es ist nun viertel nach sechs. Nachteinschluss und seine Gedanken werden zum Alptraum. Völlig fertig und übermüdet schreckt Udo durch lautes Schlüsselrasseln am nächsten Morgen um viertel nach sechs aus seiner Dämmerung hoch. Er soll das Frühstück entgegen nehmen. Vier Scheiben dünn geschnittenes Brot und einen Kaffee, wie früher im Landschulheim auf Klassenfahrt erwarten ihn. Dannach nichts. Udo steigt auf einen Stuhl und schaut durch das oben angebrachte, vergitterte Fenster in den Innnehof. Dort werden gerade Lieferantenfahrzeuge entladen. Es war die schlimmste Nacht seines Lebens. Wieviele werden wohl noch folgen? Die nächsten drei Wochen verbringt Udo in dieser Lethargie, die ihn schier zum Wahnsinn zu treiben scheint. Drei Mal am Tag wird die Tür nur kurz zum Essenfassen geöffnet.  Einmal am Tag darf er für eine Stunde raus in den Hof. Fragen, wie es nun weiter gehen wird quälen ihn. Freundlich wendet er sich mit seinen Fragen und Bitten an die Beamten, aber die weisen ihn mit den Worten: "Stellen Sie einen Antrag!"  zurück. Für alles muss er einen Antrag stellen, wobei er die Hoffnung schon aufgegeben hatte, daß diese überhaupt bearbeitet werden. Erst drei Wochen später bekommt Udo die ersehnten Briefmarken um endlich seiner Freundin und den Eltern zu schreiben. Aus seiner Schmach über seine Situation wird Hilflosigkeit, daß er gar nicht weiß, was er überhaupt noch schreiben solle. Tausende Dinge wollte er doch seinen Lieben mitteilen. Nun sitzt er ratlos da und starrt stundenlang auf ein leeres Blatt Papier, was ein Brief werden soll. In der Zeit der U-Haft darf alles nur mit richterlicher Genehmigung erfolgen. Ob es ein Telefonat ist, ein Brief. Alles muß beantragt werden und bis zur Bewilligung können mehrere Wochen vergehen. Zwischenzeitlich ist Udos Anwalt gekommen und hat mit ihm die Strategie, zu seiner Verhandlung in sechs Wochen, besprochen. Die Anklagepunkte sind sind mehr als übertrieben, wie Udo findet. Die Staatsanwaltschaft hat aufgrund seiner eigenen unbedachten Aussagen und die, diverser Zeugen und ehmaliger Freunde, den Handel mit Substanzen, die dem BtmG unterliegen über einen Zeitraum von drei Jahren auf über 20kg hochgerechnet. Zudem wurde Udo klar, daß man erst anhand von abgehörten Handytelefonaten und einem anonymen Hinweis auf ihn aufmerksam wurde. Mit einer Bewährungsstrafe kann Udo wohl nicht mehr rechnen.  So kommt es dann auch: Ein Jahr und sechs Monate ohne Bewährung verkündet der Richter in der Hauptverhandlung und Udo wird zurück in die JVA Nord gefahren. Er muss nun seine Zelle im E-Flügel räumen. Im Keller des E-Blocks wartet Udo auf einem Stuhl im Gang. Natürlich sind die zwei Gittertüren verschlossen.  Ein Beamter kommt und führt ihn ein weiteres Mal durch einen langen unterirdischen Tunnel, der zum Hauptgefängnis führt.  Auch hier wird er wieder in die Kammer gebracht und bekommt neue Bettwäsche. Die alte gibt er in einem Wäschesack zurück. Dann geht es in die Aufnahmezelle. Ein, wie Udo findet, dreckiges Loch mit beigefarbenen Wänden. Der Putz bröckelt und einige vor ihm Inhaftierte haben mit Kugelschreiber ihre Botschaften an die Wände gekritzelt. Die 8cm dicke Schaumstoffmatraze ist bröselig und vollkommen durchgelegen. Drei Wochen wird er hier ohne Fernseher und anderen Annehmlichkeiten verbringen. Seine Freundin und sein Vater haben sich mittlerweile von ihm abgewandt und sind nicht einmal zur Verhandlung erschienen. Nur seine Mutter hatte stumm dem Urteil im Gericht beigewohnt. Und Sie hatte ihm etwas Geld auf sein Anstaltskonto überwiesen. So konnte er sich im Gegensatz zu vielen anderen Mitgefangenen wenigstens etwas Tabak und einige Hygieneartikel kaufen. Ohne Geld ist man im Knast ein Niemand und nimmt das, was andere wegwerfen, wie Kippenstummel aus den Aschenbechern. Nach unendlichen drei Wochen in der Aufnahmezelle ohne wirklichen Blick nach draussen, wird Udo nun endlich von der Zugangsabteilung in den B-Block verlegt. Seine neue Zelle ist sehr sauber, aber er muß sie sich mit einem anderen Häftling teilen. Zum Glück ist dieser ein ruhiger und gelassener Mensch und Udo kommt sehr gut mit ihm in diesen 8 qm klar. Wenigstens kann er sich die Zeit ein wenig mit Fernsehen vertreiben. Er hatte sogar einen Schrank für seine paar Habseeligkeiten. Ansonsten ist jeder Tag straff und monoton organisiert: Sechs Uhr Frühstück, zwölf Uhr Mittagessen und siebzehn Uhr Abendessen. Eine Stunde täglich Umschluss bzw. Hofgang, wobei dieser nach Ermessen des Beamten auch abgesagt werden kann. Zweimal pro Woche ist es erlaubt, zu duschen und Unterwäsche zu wechseln. Die Temperatur des Wassers ist vorgegeben. Alles wird hier vorgegeben, hier trägt keiner Verantwortung. Wenn Udo etwas möchte, muss er ein Antragsformular ausfüllen: sei es für ein Gespräch beim Sozialarbeiter, Anfragen zur Arbeit, oder die Bitte um Teilnahme am Sport. Besuche darf Udo alle 14 Tage für 45min empfangen. Zum Glück gibt es neben seiner Mutter noch Freunde, die geblieben sind. Nur noch 485 Tage ....


©2015 TEXTE & BILDER  Mr.X-MIX by Ralf



Fotografie

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* Die Faszination des Vergessenen .... Ja, hier noch mal für unsere Schnelleser: Es heißt nicht des "Vergessens" sondern des "Vergessenen" ;-)