Die Autos im Wald

Als ich in Kindertagen, auf einer Lichtung tief im Wald des oberbergischen Landes, einen alten VW Fensterbus entdeckte, schauderte es mir kalt  über den Rücken. Verlassen stand er da. Er war wohl mal weiss, aber das konnte man nur noch erahnen. Die Oberfläche des Lackes war durch die Witterungseinflüsse ganz rauh und teils von Moos bewachsen. Auch die Scheiben waren kaum noch durchsichtig. Die Polster der Sitze waren zerissen und die Scheiben der Amaturen waren blind. Auf dem Amaturenbrett lag eine leere alte Zigarettenschachtel der Marke Attika. Es war weder Müll, noch sonstige Spuren von Vandalismus zu sehen. Misteriös und fazinierend zugleich. Wer hatte vor langer Zeit den Bus dort hingestellt? Wie um Himmels Willen, ist er überhaupt so weit abseits von jeglichen Strassen und Feldwegen dort hin gelangt? Diese und andere Fragen beschäftigten mich noch Wochen nach meiner Entdeckung. Ich reimte mir allerlei Dinge über die Geschichte des Wagens zusammen. Eine Geschichte hatte er betimmt. Nur welche, blieb mir unerschlossen. Aber in meiner kindlichen Phantasie lebte sie auf... in so vielen unterschiedlichen Variationen.

 

An dieses faszinierende Erlebnis erinnerte ich mich sofort wieder, als ich vor Kurzem von einem Schrottplatz im Wald hörte, wo jemand alte klassische Autos, wie Jaguar, Porsche und Rolls Roys so einfach verrotten läßt. Die meisten Liebhaber solcher alten Autos schlagen nun bestimmt die Hände über den Kopf zusammen und rufen empört, wie in aller Welt man so etwas nur tun kann. Ehrlich gesagt, habe ich mir Anfangs auch diese Frage gestellt. Doch als mir der sehr freundliche Besitzer, der sich als offener und sympathischer Zeitgenosse präsentierte, die Tore seines Privatgrundstückes öffnete, waren meine Zweifel über den Sinn und Unsinn seines Tuns sofort vergessen. Die 50 Oldies, alle Baujahr 1950, hatte  der Eigentümer im Jahre 2002 zu seinem 50. Geburtstag sorgfälltig an verschiedenen Orten seines Waldes platziert. Der Anblick dieser, der Natur überlassenen und vom Zerfall gezeichneten Schönheiten, weckte sofort die Erinnerung an mein Erlebnis aus der Kindheit und meine Phantasie über das Wieso und Warum wurde erneut geweckt. Hier wird sich der Betrachter über die Geschichte jedes einzelnen Wagens wirklich bewusst. Denn man sieht die Spuren der Vergangenheit, die nicht einfach mit der Lackierpistole übertüncht und dadurch unwiederruflich ausgelöscht wurde. Das ist meines Erachtens der große Unterschied dieses skurillen Schrottplatzes im Gegensatz zu einer hochglänzeneden Oltimerausstellung.


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©2015 TEXTE & BILDER  Mr.X-MIX by Ralf



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* Die Faszination des Vergessenen .... Ja, hier noch mal für unsere Schnelleser: Es heißt nicht des "Vergessens" sondern des "Vergessenen" ;-)